Dieses Jahr begeht das Faaborg Museum den 150. Geburtstag der Malerin Anna Syberg (1870-1914) mit der Ausstellung und dem begleitenden Katalog Anna Syberg – Die Schönheit des Augenblicks.
Anna Syberg war eine Schlüsselperson in der Künstlerkolonie der Fünen-Maler. Bis auf vereinzelte Figurenbilder fand sie ihre Motive in Blumen und Pflanzen, in Vasen und Töpfen in ihrem Heim, im Garten und bei Freiluftstudien in der Natur. Sie erneuerte die Blumenmalerei, und besonders charakteristisch ist ihre Arbeit mit dem Aquarell, wo Schichten von Bleistiftskizzen, transparente Schichten von Wasserfarben und ein schwarzer Konturstrich aus Tusche die Pflanzen und Blumen mit technischer Überlegenheit entfalten.
Das Aquarell hat seinen Platz zwischen Zeichnung und Malerei. Es vibriert zwischen verschiedenartigen Strichen. Zwischen dem Ausdefinierten und dem Zerfließenden. Anna Syberg experimentiert mit der Plazierung des Motivs, wo Blumen und Pflanzen oft in dynamischen Beschneidungen den Papierrand sprengen, und sie experimentiert mit dem Verhältnis zwischen „Skizze“ und „fertigem“ Werk aus einem modernen Bild- und Kunstverständnis. Die Blume tritt in Anna Sybergs Bildern nicht als inhaltsschweres Symbol oder ein nüchternes botanisches Studium auf. Anna Syberg schildert in ihren Werken ein existentielles und unmittelbares Augenblicksbild; ein lebendiges und vibrierendes Hier-und-Jetzt.
In ihrer künstlerischen Arbeit bewegt Anna Syberg sich in einer Kunstwelt, wo sie als Frau entgegen den geltenden Gesellschaftsnormen, künstlerisch wirken konnte. Ihr Motivkreis von Blumen und Pflanzen wurde als ausgesprochen feminines Motiv betrachtet. Die Blumenmalerei wurde ebenfalls als ausgesprochen weibliches Genre begriffen und hat lange Zeit das Verständnis für die vitalen, experimentierenden und modernen Aspekte in Anna Sybergs Werken erschwert.